„Wir sitzen alle in einem Boot.“ Wenn Geschlossenheit in einer schwierigen Situation gefragt ist, fällt nicht selten dieser Spruch. Aber wie sieht es aus, wenn Mitarbeiter wirklich einmal gemeinsam mit ihrem Chef über das Wasser paddeln? Wenn echte Stromschnellen überwunden werden müssen und nicht wirtschaftliche? Hält das Team dann immer noch zusammen? Die Antwort liefert Wupperkanu. Das Unternehmen mit Sitz in Leichlingen fährt seit 2003 Touren im Kanu über die Wupper und seit 2010 auch im Rafting-Boot über den Rhein.
Diplom-Ingenieur Alexander Comes und ein Mitstreiter hatten die ersten Touren noch „mit zwei, drei Leuten“ gestartet. Später stieß Landschaftsarchitektin Barbara Nephuth hinzu, die sogar ihre Diplomarbeit über die Wupper geschrieben hat. „Die Wupper ist der spannendste Fluss in Nordrhein-Westfalen. Er hat eine schnellere Strömung als andere Flüsse“, sagt Barbara Nephuth. Als „Pionierarbeit“ beschreibt Comes das, was sein Unternehmen zu Anfang geleistet hat. Den Menschen in der Region den Fluss als Lebensader wieder näherzubringen, sieht er als seine Hauptaufgabe an. Heute beschäftigt Wupperkanu rund 50 Mitarbeiter. Manchmal kommen bis zu 1.000 Besucher an einem Wochenende – Privatleute, Schulklassen oder Betriebe.
Fünf Kanutouren führen über die Wupper, sie liegen zwischen Opladen und Rutenbeck. Außerdem führen drei Raftingtouren über den Rhein. Dort können die Teilnehmer den Drachenfels erleben oder nächtlich am beleuchteten Köln vorbeifahren. Je nach Route sollten die Gäste zwischen zweieinhalb und vier Stunden einplanen. Kinder und Jugendliche sind ab 10 Euro, Erwachsene ab 24 Euro dabei. Wer unter sich sein möchte, kann die Exklusiv-angebote nutzen. Nach der Tour bietet Wupperkanu die Möglichkeit, sich bei einem der Gastro-Partner mit einem Barbecue zu stärken. Gerade die Rutenbeck-Tour hat es in sich, denn unterwegs muss das Kanu abgeseilt werden. „Man fühlt sich wie Indiana Jones, und es gilt, gemeinsam anzupacken“, sagt Barbara Nephuth. Dazu kommt eine naturkundliche Wupper-Tour als Special, das außer der Reihe angeboten wird. Der Naturschutz soll hohe Priorität bei den Bootsfahrten haben. Die Gruppen legen nur an bestimmten Punkten an, die keine sensiblen Bereiche darstellen.
Die Kollegen und Chefs erleben sich in einer neuen Situation. In einem Kanu müssen drei Aufgaben klar verteilt sein: Wer übernimmt das Steuer? Wer sitzt vorne und gibt als Ausguck den Weg vor? Und wer wird in die sichere Mitte genommen? Manches Unternehmen setzt durch eine bestimmte Mischung der Gruppen gezielte Reize. So werden Rollen, in denen sich die Kollegen kennen, beim Kanufahren getauscht. Die Menschen lernen sich anders kennen. „Das ist ein Prozess, der keine weitere Moderation benötigt, weil alles gruppendynamisch läuft“, sagt Alexander Comes. Um nicht zu kentern, muss die Gruppe ins Gespräch kommen und schnelle Lösungen finden. Man merkt rasch, wer sich auf neue Prozesse einstellen kann – und hinterher hat man eine Menge zu erzählen.
– wer hofft, mit einer Ladung Bier oder Schnaps feucht-fröhlich über die Wupper schippern zu können, sollte wissen: An Bord herrscht Alkoholverbot, und auch wer vorher ins Glas geschaut hat, muss an Land bleiben. Eine Frage der Sicherheit. „Wir stellen das aber schon vorab bei der Buchung im persönlichen Gespräch klar“, sagt Barbara Nephuth. Für die Teilnehmer stehen zudem Schwimmwesten und beim Rafting Helme zur Verfügung. Und: Niemand wird allein aufs Wasser geschickt. Die geschulten Guides sind mit an Bord. Laut Wupperkanu sind die Mitarbeiter allesamt ausgebildete Rettungsschwimmer und in Erster Hilfe trainiert. Außerdem haben sie entsprechende Qualifikationen, um über die Wupper und den Rhein fahren zu dürfen – zum Beispiel durch den Pflichtlehrgang „Qualifizierter Bootsführer auf der Wupper“.
Quelle: Florian Schmitz – Magazin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft