FFH-Gebiet Wupper

FFH

Vom Aschenputtel zur Prinzessin: FFH-Gebiet Wupper

Die Wupper hat in den vergangenen Jahrhunderten stark unter der menschlichen Nutzung gelitten. Vor allem die Abwässer von Papier-, Textil- und anderen Industriezweigen verwandelten sie bis in die 1970er Jahre hinein in eine stinkende Kloake. Deren Wasser soll zeitweilig in allen Farben geschillert haben. Umso erstaunlicher ist ihre positive Entwicklung innerhalb der letzten Jahrzehnte.

Mit der Verringerung der Schadstoffbelastung durch den Bau von Klärwerken und anderen Maßnahmen zum Wasserschutz kehrten Tiere und Pflanzen an und in die Wupper zurück. Darunter seltene Arten, wie der Eisvogel und die Groppe. Sie sind mit dafür verantwortlich, dass das FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) „Wupper von Leverkusen bis Solingen“ enstand. Dabei erstreckt es sich über weite Abschnitte der Wupper von Müngsten bis zur Mündung in den Rhein.

Innerhalb des 556 Hektar großen FFH-Gebietes ist das Flussbett der Wupper streckenweise noch naturnah ausgeprägt. Dabei wechseln sich Bereiche schnellfließenden Wassers mit flacheren und ruhigeren Bereichen ab. Kiesbänke bieten Fischen gute Möglichkeiten zur Laichablage. Gumpen und Wurzelwerk sind als Verstecke geeignet. Seltene Unterwasserpflanzen wachsen im Flussbett der Wupper.

Der Eisvogel gräbt seine Bruthöhlen in die steilen Uferwände. Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder säumen die Wupper. An den Talhängen erstrecken sich teilweise wertvolle Hainsimsen- Buchenwälder. Dabei münden zahlreiche kleinere naturnahe Fließgewässer, wie etwa der Weinsberger Bach, in die Wupper.

Gutachten zur Freizeitnutzung

Die Biologische Station untersuchte das Gebiet erstmalig 1998/99 um dessen Zustand zu kontrollieren. In den folgenden Jahren begleitete sie die Umsetzung des am Nordrand des FFH-Gebietes gelegenen Projektes „Brückenpark Müngsten“. Da die Beliebtheit des Gebietes bei Wanderern, Reitern, Rad- und Kanufahrern, Badenden und anderen Erholungssuchenden steigt, wurde die Biologische Station 2004 beauftragt. Die Auswirkung der Freizeitnutzung auf die Unterwasserpflanzen– und die Eisvogelbestände zwischen Müngsten und Müllerhof sollten untersucht werden.

Die Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen zur Lenkung der Freizeitnutzung fasste die Biologische Station in einem Bericht zusammen. Dabei wurde erstmals die Bedeutung des betreffenden Wupperabschnittes als Brutgebiet mehrerer Eisvogelpaare und als Wuchsort stark gefährdeter Unterwasserpflanzenarten deutlich.

In den folgenden Jahren wurde die Bestandsentwicklung von Unterwasserpflanzen und Eisvögeln weiterhin stichprobenartig kontrolliert.In den Jahren 2006 und 2007 glich die Biologische Station dann im Auftrag der Stadt Solingen das für den Solinger Bereich des FFH-Gebietes vorhandene Sofortmaßnahmenkonzept unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten ab. Sofortmaßnahmenkonzepte stellen für Wald-FFH-Gebiete die Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen dar, deren Umsetzung bis zum Jahr 2012 den Zustand des Gebietes verbessern und eine Verschlechterung verhindern soll.

Die Biologische Station führte gleichzeitig eine flächendeckende Biotoptypenkartierung durch. Sie stellte ihre Ergebnisse in einem Ergänzungsbericht zum bestehenden Sofortmaßnahmenkonzept dar. Zwischen 2006 und 2008 unterzog sie den FFH-Gebietsabschnitt zwischen Müngsten und Burg außerdem einer erneuten Zustandskontrolle.

Biodiversitätsmonitoring – viel zu tun für die Biologische Station

Seit 2008 übernahm die Biologische Station die Untersuchung von zwei Stichprobenflächen typischer Auen- und Bruchwaldgesellschaften. Diese Untersuchung geschah im Rahmen des Biodiversitätsmonitorings NRW. Dabei lag eine Fläche im FFH-Gebiet „Wupper von Leverkusen bis Solingen“. Das Biodiversitätsmonitoring NRW beobachtet und dokumentiert landesweit die Veränderungen der biologischen Vielfalt. Dies geschieht vor allem vor dem Hintergrund von Nutzungs- und Umweltveränderungen. Die Ergebnisse des Monitorings werden nach Brüssel gemeldet. Sie dienen der Erfüllung von EU- Berichtspflichten und Umweltberichterstattungen.

Seit 1998 führt die Biologische Station Mittlere Wupper eine jährliche Zählung des überwinternden Wasservogelbestandes an dem rund 23 km langen Wupperverlauf zwischen Kohlfurth und Horn durch. Dabei werden Entenvögel, Taucher, Rallen und Kormorane erfasst. Die Ergebnisse werden an die Arbeitsgemeinschaft Wasservögel der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft weitergeleitet und fließen in eine bundesweite bzw. internationale Auswertung ein. Die Bedeutung des Solinger Wupperabschnittes für Schwimmvögel liegt vor allem in seiner Funktion als Winterlebensraum für den Gänsesäger.

Stress für Eisvogel und Co

Nach ihren Gebietskontrollen in den Jahren 2004 und 2008 bewertet die Biologische Station den Zustand des FFH-Gebietes „Wupper von Leverkusen bis Solingen“  als überwiegend positiv. Allein die uneingeschränkte Freizeitnutzung des Gebietes sieht die Biologische Station mit Sorge. Sie könnte zum Rückgang seltener Tier- und Pflanzenarten führen. Besonders die Unterwasser- Pflanzenwelt ist hier in Gefahr. Ebenso die an der Wupper brütenden oder überwinternden Vogelarten . Die Wasserpflanzenbestände sind seit der ersten Untersuchung im Jahr 2004 aus bisher unklaren Gründen stark zurückgegangen. Für Vogelarten, wie den Eisvogel und den Gänsesäger, bedeuten Kanufahrer, Angler und Spaziergänger Stress. Sie veranlassen die Tiere zum Auffliegen. Auf diese Weise können sie an der Nahrungsaufnahme gehindert und Energiereserven verschwendt werden. Daher kann auch der Rückflug von Wintergästen in ihre Brutgebiete und der Bruterfolg selbst gefährdet werden.

Natur erleben ohne sie zu schädigen

Besucher des Gebietes sollen die Natur genießen können, ohne dabei Schaden anzurichten. Dies ist möglich, wenn sie sich auf offiziellen Wegen durch attraktive Bereiche des Gebietes bewegen können. Aber sie sollten auch Verständnis dafür haben, dass andere sensible Bereiche nicht zugänglich sind. Nur so können Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsraum haben. Daher sollten Trampelpfade nicht genutzt werden. Kanufahrten in geschützen Gebieten sollten nur bei ausreichendem Wasserstand gemacht werden. Dies allein trägt schon viel zur Verbesserung im Gebiet bei.

Quelle: Biologische Station Mittlere Wupper/Stand 2014

FFH – Regelungen für den Kanusport

 

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